Leseprobe 2

Morgen ist es soweit! Schicksalsträne: Band 5 erscheint. Ich bin schon ganz aufgeregt, zu erfahren, wie euch der Band gefallen wird. Um euch die Wartezeit ein wenig zu versüßen, gibt es heute eine neue Leseprobe. Es handelt sich dabei, um eine Szene mit Tess und Noah. Es wird also spannend. 😉

 

Ich konzentriere mich mit aller Macht auf diese eine Tür, sehe sie ganz deutlich vor mir und versuche, mir vorzustellen, sie hinge an einem Gummiband. Dann ziehe ich an ihr.

Meine Hand zittert, meine Kiefermuskeln schmerzen ebenso wie mein Arm, der sich anfühlt, als drückte eine tonnenschwere Last auf ihn. Ich spüre, wie meine Kräfte schwinden, und beiße die Zähne zusammen.

Noah bemerkt, wie sehr ich mit mir ringe, und macht einen Schritt auf mich zu. »Teresa, mach lieber eine Pause, wenn du nicht mehr kannst. Wir starten lieber gleich einen zweiten Versuch, ehe du keine Kraft mehr hast.«

Aber ich kann nicht. Ich habe das Gefühl, als würde sich die Tür ein ganz kleines bisschen bewegen. Ich darf nur nicht aufgeben.

»Tess«, raunt er neben mir. Das Zittern hat nun meinen ganzen Körper erfasst. Mir wird schwindelig, und irgendwie wird alles eine Spur dunkler um mich herum. Ein dumpfer Schmerz macht sich in meinem Körper breit, der bis in meine Knochen strahlt. Er wird immer stärker, stechender. Ich schwanke.

»Teresa, bitte«, flüstert er und legt seine Hand auf meinen Arm. Ganz langsam streichen seine Fingerspitzen darüber, behutsam und zärtlich, als würden sie sich jeden Zentimeter einprägen wollen. Als sie meine Hand erreichen, schlingen sich seine Finger um meine, und er drückt sie Richtung Boden. »Es ist gut, Tess. Gönn dir eine Pause.«

Mein Herz rast, pumpt bei dieser Berührung Adrenalin durch meinen Körper. Ich spüre ein Kribbeln in mir und weiß nicht, ob ich es überhaupt fühlen darf oder möchte. Ich bin mir nicht mal sicher, woher es rührt, und will es auch gar nicht weiter hinterfragen. Vielleicht reagiere ich darum gereizt, drehe mich um und fauche: »Du sollst mich nicht einfach unterbrechen! So schaffe ich es niemals, wenn du mich ständig zurückhältst. Ich war fast so weit. Ich weiß es einfach. Es fehlt nur ein kleines Stück!«

Noah blickt mich an, sagt kein Wort, und ich bin nicht sicher, was ich in seinem Blick lesen kann. Sorge, Enttäuschung, Wut, Sehnsucht? Ich weiß es nicht, darf mich aber auch gerade nicht damit befassen. Ich drehe mich wieder um, hole noch mal Luft und mache mich erneut ans Werk.

»Hör endlich auf!«, knurrt er mich an, packt meinen Arm und wirbelt mich zu sich herum. »Du machst dich kaputt. Sonst nichts. Versteh doch, dass ich mir Sorgen um dich mache. Du bist so verbissen. Ich kann nachvollziehen, wie sehr du willst, dass es klappt, aber so wirst du dein Ziel nicht erreichen, und ich werde nicht tatenlos dabei zuschauen, wie du dich langsam, aber sicher zugrunde richtest.«

Ich schüttele den Kopf und schlucke schwer. Noah ist mir so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Haut fühle. Er lässt nicht zu, dass ich seinem Blick ausweiche, und so versinke ich immer tiefer in diesen herrlichen Augen, die vor Entschlossenheit blitzen. Die goldenen und braunen Sprenkel darin tanzen um die Wette und glänzen derart wundervoll, dass ich nicht mehr wegsehen kann. Er streckt die Hand aus, streicht mir durchs Haar, über meine Wange. Noch immer schaffe ich es nicht, den Blick zu senken, und ein Teil in mir fragt sich, warum ich es überhaupt sollte? Weshalb sollte ich gegen diesen Teil in mir ankämpfen, der doch ganz genau weiß, was er fühlt.

»Tess«, raunt Noah leise, und ich öffne leicht die Lippen, um seinen Atem einzufangen. Viel zu lange kämpfe ich schon, und ich bin es leid.

Sein Daumen legt sich auf meine Lippen, fährt zärtlich die Konturen nach. Mein Herzschlag pumpt heißes Blut durch meinen Körper, während ich versuche, zu Atem zu kommen. Unsere Blicke hängen aneinander, als würden sie den anderen stumm zu sich rufen. Und vermutlich ist es genauso. So lange haben wir die Nähe des anderen gesucht und immer auch Angst verspürt. Das soll nun endlich vorbei sein.

 

Bildquelle: Pixabay

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